In den letzten Wochen und Monaten beobachten wir eine beunruhigende Entwicklung im öffentlichen Miteinander. Die in medialen Diskussionen von Politikern, Journalisten und (vermeintlichen wie tatsächlichen) Sportexperten verwendete Sprache scheint immer destruktiver zu werden. Einige Leute bezeichnen dies auch als Verrohung der Sprache, wobei es uns auf die genaue Bezeichnung dieses Phänomens hierbei gar nicht ankommt.

Wir, das Team von staffadvance, finden diese Entwicklung bedrohlich, da die mediale Diskussion stilbildend, quasi als Vorbild, in unseren Alltag hineinwirkt. Eine bereits jetzt schon beobachtbare Folge ist eine deutliche Zunahme von Aggressivität im öffentlichen Raum. Da ist der Weg kurz, dass diese Art der Kommunikation auch in und zwischen Organisationen Einzug hält.

Als Organisationsentwickler streben wir nach einer Verbesserung der Kommunikation und möchten dieser Entwicklung entgegen wirken. Wir möchten dazu beitragen, dass wir alle mehr Bewusstheit im Umgang mit Sprache entwickeln. Zu diesem Zweck stellen wir an dieser Stelle fünf sehr typische Sprachmuster im Detail vorstellen, deren Kenntnis Ihnen helfen soll, destruktive Sprachmuster leichter zu erkennen und in Zukunft zu vermeiden.

I. KOMPETENZLOSE BEURTEILUNG

Ziemlich häufig ist zu beobachten, wie Diskussionsteilnehmer an Fragen, die alles andere als einfach sind, mit einer ich-weiß-Bescheid-Haltung herangehen und anderen die Welt erklären. Natürlich können wir schmunzeln über C-Promis, die mit der Empfehlung einer gescheiterten Ehe Beziehungstipps geben, oder Ex-Fußballnationalspieler, die so vermessen sind – ohne jegliche Trainererfahrung – Jogi Löw Ratschläge zu erteilen. Aber eigentlich sollten wir nicht schmunzeln, sondern schockiert sein, was damit angerichtet wird. Denn so wird es immer gewohnter, dass Einzelne sich Urteile erlauben, ohne die eigene Kompetenz in der Sache selbstkritisch einzuschätzen und vor allem auch ohne die eigene Kompetenz zu anderen Diskussionsteilnehmern in Relation zu setzen. Fatal werden solche Kommunikationsmuster dann, wenn die Teilnehmer der betreffenden Diskussionsrunde sowohl Führungskräfte als auch Mitarbeiter sind und die destruktiven Sprachmuster vor allem von den Führungskräften (vor)gelebt werden.

II. DIE PERFEKTIONSFALLE

Häufig werden notwendige Veränderungen ausgebremst mit dem Verweis auf einzelne Nachteile, welche hierfür in Relation zu den Vorteilen gesetzt werden. Oder man verweist auf einzelne Probleme der Umsetzung, für die es derzeit tatsächlich noch keine konkrete Lösung gibt. In unserer Arbeitswelt mit ihren hochkomplexen Zusammenhängen ist es jedoch bei Veränderungen oftmals unmöglich oder viel zu zeitraubend, alle einzelnen Aspekte perfekt vorzubereiten und erst im Anschluss loszulegen. Es braucht agiles Vorgehen, denn viele Dinge lösen sich erst im Entwicklungsprozess. Während einige dabei völlig unbewusst in diese Perfektionsfalle tappen, setzen andere jedoch sie mitunter ganz gezielt ein, um Situationen nach ihren eigenen Wünschen zu manipulieren. Zu diesem Zweck wird dann erklärt: man könne ja noch gar nicht mit der Umsetzung der geplanten Veränderung beginnen, weil ein konkreter Aspekt (dessen Relevanz zu diesem Zweck gern auch mal aufgebauscht wird) noch nicht perfekt gelöst sei.

III. VON AUSNAHMEN AUFS GANZE SCHLIESSEN

Dieser Schluss wird mit Vorliebe verwendet um mögliche Lösungswege direkt im Keim zu ersticken. Vertreter erklären: Die vorgeschlagene Lösung sei nicht machbar, weil sie im Fall XY ungeeignet sei. Ganz wichtig dabei: Nicht erwähnt wird dabei, dass XY weniger als 2% aller Fälle ausmacht.

IV. SIMPLIFIZIERUNG KOMPLEXER SACHVERHALTE

In komplexen Situationen sind die Zusammenhänge nicht immer leicht zu verstehen und nachzuvollziehen. Wer in der Lage ist, komplexe Themen einfach zu erklären, mag Erfolg bei seinen Zuhörern haben, doch die Gefahren sind nicht zu unterschätzen: wichtige, manchmal sogar dramatische Nebenwirkungen bleiben unerwähnt.. Eine vereinfachende Darstellung ist zwar leichter greifbar, doch sie bildet eben nicht alle tatsächlichen und relevanten Fakten ab. Die Zuhörer wähnen sich so rasch als Experten einer Sache, weil Ihnen die komplexen Zusammenhänge verborgen bleiben. So werden aus netzartigen Wechselbeziehungen vieler Aspekte im Handumdrehen einfache Ursache-Wirkungs-Mechanismen. Anschließend wundert man sich dann, dass unerwartete Probleme auftauchen

V. DISKREDITIERUNG VON PERSONEN(GRUPPEN)

Diskreditierung anderer Personen(gruppen) findet statt, indem unter Verzicht auf konkrete inhaltliche Auseinandersetzung, andere als ideologisch oder amateurhaft bezeichnet werden. Eine Variante davon ist das Abwerten von bestimmten Gruppen. Gerade bei solchen Unternehmen und Institutionen, für die gesellschaftliche Gruppen wichtige Stakeholder sind, kann das die künftige Zusammenarbeit mit eben diesen Gruppen stark belasten oder gar gänzlich unterbinden.

Für belastbare Beziehungen innerhalb einer Organisation als auch für Leichtigkeit beim Suchen nach angemessenen Lösungen, sollten wir daher auf das Auftreten und noch mehr auf das Verhindern der oben skizzierten Muster achten.