Jürgen Klopp macht es. Thomas Tuchel macht es. Jogi Löw macht es. Sie alle setzen auf sehr junge Spieler in ihren Teams. Die Ränge 1 und 2 in der aktuellen Bundesligatabelle sind der Beweis, dass dies nicht falsch sein kann. (Über Jogi Löw, den obersten Personalentwickler der Nation, reden wir gar nicht erst.) Gibt es einen Zusammenhang zwischen einem niedrigen Durchschnittsalter des Teams und Erfolg?
In den letzten Jahren war der Profi-Fußball von gewaltigen spielkulturellen Weiterentwicklungen geprägt. Diese erfordern von allen Spielern, unabhängig von ihrer Position auf dem Platz, eine hohe Laufbereitschaft, das Übernehmen sowohl defensiver wie offensiver Aufgaben und die kreative Umsetzung eines vom Trainer sehr detailliert vorgegebenen taktischen Konzepts. Sichtbares Zeichen dessen ist u.a., dass bei auffallend vielen Mannschaften der Trainer der größte Star im Team ist.
Älteren Spielern fällt es vielfach schwer, diese Entwicklung kompromisslos mitzugehen. Was ihnen im Wege steht, sind – auch wenn es zunächst absurd klingen mag – ihre Erfahrung, ihr Wissen um Taktik, ihr spielkulturelles Verständnis, ihre ganze fußballerische Sozialisation. All diese Dinge hindern sie am Neu-lernen. Der Punkt ist: Sie bekommen die Balance nicht hin zwischen Ver-Lernen und Nutzung ihres früher erlernten Know-hows. Fritz B. Simon merkte dazu an: „Wissen ist ein anderes Wort für Lernbehinderung geworden… Solange ich glaube, dass ich weiß, muss ich ja nichts mehr lernen.“ Junge Spieler haben schlicht keine Erfahrungen, die sie am Lernen hindern können. Zudem ist ihr außerordentlicher Respekt vor Expertise und Führungsqualität ihres Trainers ein fruchtbarer Boden für die kreative Umsetzung aller Vorgaben des Trainers.
Was lässt sich daraus lernen, insbesondere im Hinblick auf unsere eigene Person (ich bin nun mal so alt wie ich bin) oder ganze Organisationen? Wenn wir lernen, unseren Erfahrungen gegenüber skeptisch zu sein, bereit sind, sie hier und jetzt und sofort zu ver-lernen, dann ist Lernen neu möglich. Eine Person / Organisation, die über diese Fähigkeit verfügt, wird kreativ, innovativ, wettbewerbsfähig, veränderungsfähig und erfolgreich sein.