Die deutsche Fussball-Bundesliga im April 2011: Trainer A wechselt nach X, von dort wechselt Trainer B nach Y. Trainer C macht mit seinem Team ein entscheidendes Spiel bei seinem zukünftigen Verein. Man kann das bejammern (machen wir nicht), man sich auch wundern (machen wir: z.B. über Felix Magath, der sich in die Situation begibt, ohne Pause von einer würdelosen Schlammschlacht in den Abstiegsstrudel zu wechseln. Wie schafft der das bloß… mental und so?). Man kann sich auch der Frage zuwenden, ob denn solche Trainerwechsel „etwas bringen“ und vor allem warum.
In einem Team (System) von Profi-Fußballern ist der Trainer nicht nur ein Systemelement, sondern eine Schlüsselfigur, dessen Rolle in den letzten Jahren wahrnehmbar gewachsen ist. Diese Schlüsselfigur bestimmt sehr wesentlich die Beziehungen innerhalb des Teams, durch seine Trainings- und Spielphilosophie ebenso wie durch seine Kommunikation. Zur Klarstellung: Das gilt ebenso für die wortkargen Trainer – denn es ist ja nicht möglich, nicht zu kommunizieren (wie schon Paul Waczlawik erörterte). Wird aus diesem System der Trainer entfernt, dann ist das eine erhebliche Veränderung. War für die anderen Systemelemente (Spieler) die Beziehung problematisch oder gelingt es, den Trainer als Verursacher der jeweiligen Misere zu positionieren, dann kann durchaus erhebliche Energie frei werden, zumindest kurzfristig. Erklären lässt sich dieser Effekt mittels einer Energieformel für Veränderungen, die auch für andere Veränderungen nutzbar ist:
Veränderungsenergie = Unzufriedenheit mit dem Status quo (Tabellensituation) * Attraktivität des Ziels (konkreter Tabellenplatz) * ein erster Schritt (Trainerwechsel).
Hieran dürfte auch deutlich werden, dass die so erzeugte Energie nur kurzlebig ist. Es sei denn, es gelingen weitere und vor allem nachhaltige Veränderungen im System.
Was lässt sich daraus für Teams und Teamentwicklung ableiten? Ein „Trainerwechsel“ – allgemeiner: ein Auswechseln von Schlüsselpersonen – bringt nur dann etwas, wenn weitere Dinge im System geändert werde. Der im Fußball zuweilen zu beobachtende Energieschub dürfte in der Arbeitswelt vernachlässigbar sein, weil diese wesentlich langsamer „tickt“ als der Profifußball.