Das war eine lange Nacht am vergangenen Samstag/Sonntag beim Ironman Hawaii 2009. Wie jedes Jahr trafen sich die besten Langdistanz-Triathleten der Welt zur legendären Weltmeisterschaft über die Ironman Distanz. Es galt, zu ermitteln, wer der weltbeste Ironman ist. In dem kleinen 10.000 Einwohner Städtchen Kailua Kona versammeln sie sich jedes Jahr im Oktober – seit 30 Jahren. Bei extremen Bedingungen mit Temperaturen um die 40 Grad und teilweise starkem Wind, dem Mumuku-Wind, gehen die Athleten an Ihre Grenzen und darüber hinaus.
Auch ich ging an meine Grenzen: Stundenlanges Sitzen, dauerhafte Anspannung, die permanente Frage, wo die Favoriten sind… all das per Livestream und Liveticker am PC. Zu bestaunen war, wie einer der Profis nach dem anderen eine Krise hatte, wie sie damit umgingen, wie sie ihr Ziel im Blick behielten, und wie sie schließlich wiederkamen. Da geraten Athleten nach 3,8 km Schwimmen, 180 km Radrennen und 25, 28 oder 30 km Hitzelauf in einen solchen Erschöpfungszustand, dass sie nur noch gehen können. Und laufen doch nach einer Weile wieder, kämpfen sich aus der Krise. Selbst der überragende Sieger, Craig Alexander berichtete nach dem Rennen „in meinem Rennen hatte ich viele schlechte Momente“. Solche Krisen lassen sich nur überwinden mit einer absoluten Fokussierung auf das Ziel (auf der Ziellinie den berühmten Satz „You are an Ironman!“ zu hören) und weil solche Krisen gezielt trainiert wurden. Krisenüberwindung lässt sich trainieren.
Nun hat mich wieder der Arbeitsalltag, d.h. Organisationsentwicklungs- und Veränderungsprojekte. Oft sind das Projekte, die eine besondere Herausforderung darstellen. Projekte, die so komplex sind, dass garantiert irgendwann kritische Situationen, eben Krisen, eintreten. Wie bereiten wir uns eigentlich darauf vor? Gehen wir wirklich davon aus, dass es eine oder mehrere Krisen geben wird, erwarten wir sie geradezu? Wie trainieren wir den Umgang mit Krisen?