Die Bundesligatabelle scheint Kopf zu stehen. Der vorab als unstrittiger Meisterschaftsfavorit geltende FC Bayern schwächelt, während einer der sogenannten Kleinen souverän die Liga anführt. Auch wenn Fußball ein Spiel mit Wahrscheinlichkeiten ist, gibt es dafür handfeste Erklärungen. Eine davon: Bei Mainz 05 wird seit langem Team- und Organisationsentwicklung auf hohem Niveau betrieben, gibt es eine ausgeprägte und gezielt entwickelte Organisationskultur.
Thomas Tuchel (der Trainer) hat für das Spiel gegen die Bayern (FC Bayern vs. Mainz 05 am 25.09.2010: 1:2) gleich 5 Spieler aus dem in der Vorwoche erfolgreichen Team auf die Bank gesetzt. Das scheint allen Regeln wie „Never change a winning team.“ zu widersprechen. (Was solche Regeln als Weisheiten entlarvt – aber das ist ein anderes Thema.) Das ist mit der Stammspielerdenke vieler Bundesligaspieler (kleiner Seitenhieb: auch früherer Nationalspieler wie Torsten Frings – aber auch das ist ein anderes Thema) unvereinbar und würde in so mancher Mannschaft zu erheblicher Unruhe führen. Bereits in früheren Einträgen hatte ich die Passung von Spielern in ein Team thematisiert. Thomas Tuchel hat nun ein eindrucksvolles Beispiel für die „Quadratur der Passung“ geliefert:
1. WENN Spieler in ein Team passen,
UND das Spielsystem zum Gegner passen soll und deswegen geändert wird,
DANN können einzelne Spieler plötzlich nicht mehr passen und sind durch passendere zu ersetzen.
2. WENN das System (hier: das Team der spielenden plus banksitzenden Spieler plus Trainer plus Vereinsstrukturen) die Fähigkeit besitzt, die für ein konkretes Spiel passenden Spieler auf den Platz zu schicken ohne negative Neben- und Nachwirkungen,
DANN wird Erfolg wahrscheinlicher.
Diese Fähigkeit ist etwas Besonderes. Offenbar hat Mainz 05 über einen langen Zeitraum erhebliche organisationskulturelle Vorarbeit geleistet, eine Vorarbeit, die sich nun auszahlt. Respekt!