Ausgebremst – Von Digitalisierung und Brexit

Kultur

In verschiedenen Unternehmen konnten wir beobachten, dass Digitalisierung von Mitarbeitern und Führungskräften generell zwar begrüßt, jedoch im konkreten Fall mitunter ausgebremst wird. Daher möchten wir hier zwei Hauptaspekte näher skizzieren, welche unter anderem dazu beitragen, dass Digitalisierung häufig (zu) langsam vorankommt: Silokultur und Ja-aber-Mentalität.

Silokultur und Ja-aber-Mentalität bremsen Digitalisierung aus

Von einer Silokultur sprechen wir, wenn Abteilungen innerhalb eines Unternehmens wenig vernetzt sind. Das heißt, sich jede Abteilung nur um ihre eigenen Aufgaben und Ziele kümmert und sich wenig bis gar nicht für die Belange anderer Abteilungen und damit des gesamten Unternehmens interessiert.

Typische Symptome für Silokultur:

  • Wir, als Abteilung X, kümmern uns in erster Linie um unsere Themen. Wenn Abteilung Y ein Projekt vorantreibt („… die nennen das Digitalisierung!“) geht uns das nichts an.
  • Wenn Abteilung Y uns Zusatzaufgaben aufzudrücken versucht („…die nennen das Unterstützung beim Digitalisierungsprojekt.“) müssen die warten, bis wir mit unseren eigenen Themen fertig sind.
  • Wenn in diesem Zusammenhang Veränderungen auf unsere Abteilung zu kommen, die unsere mühsam erkämpfte Position, Autonomie und Autarkie in der Organisation beeinträchtigen, dann sind wir klar gegen das Projekt.
  • Wenn das Projekt von Abteilung Y nicht so recht voran kommt oder scheitert, dann hat das mit uns nichts zu tun.

Nicht nur Teams oder Abteilungen können mit Ihrer Einstellung die Digitalisierungsprojekte behindern. Als Coaches für Veränderungsbegleitung, begegnen wir auf Personenebene auch immer wieder einer gewissen Ja-aber-Mentalität. Personen sind generell für das Projekt und freuen sich über die Vereinfachungen und neuen Möglichkeiten die damit einhergehen. Jedoch gleichzeitig lehnen sie die unbequem erscheinenden Veränderungen und die Phase des Umlernens ab.

Typische Symptome für Ja-aber-Mentalität:

  • Die vorgeschlagene Lösung lehne ich ab, weil ich bei einem Aspekt etwas zu kritisieren habe oder einen Nachteil sehe.
  • Transparenz ist klasse, aber bitte nicht bezüglich meiner Arbeitsstände und Arbeitsergebnisse.
  • Datenschutz und Informationssicherheit sind mir wichtig, denn meine Daten müssen geschützt werden. Aber wenn ich selbst entsprechende TOMs (technisch-organisatorische Maßnahmen) umsetzen soll, dann ist mir das zu aufwändig. Meine Ablehnung projiziere ich auf Andere und ärgere mich über „Regelungswütige und Bürokraten“.
  • Neue Möglichkeiten von verknüpften Daten sind mir wichtig, aber: Muss ich wirklich künftig alle Daten so strukturiert wie vorgegeben ablegen – das war früher doch so schön einfach?
  • Die Anderen sollen in standardisierten Prozessen arbeiten (wegen der Effizienz), aber ich würde doch lieber gern so weitermachen wie bisher.

Silokultur und Ja-aber-Mentalität sind aus unserer Erfahrung als Organisationsentwickler, die viele Digitalisierungsprojekte begleiten, weit verbreitet und haben großen Einfluss auf das generelle Vorankommen von Digitalisierung. Doch was hat das nun mit dem Brexit zu tun?

Brexit – Ausgebremst durch Silokultur und Ja-aber-Mentalität

Brexit Silokultur:

Wir beobachten hier eine Regierung, die…

  • … ihr Land wie ein Silo von ihren wichtigsten Partnern und Nachbarn abkapseln möchte.
  • … glaubt, allein mit Blick auf autarke Interessen getroffene Festlegungen nur geduldig erklären zu müssen.
  • … es auch bei knappsten Mehrheitsverhältnissen für angemessen hält, nicht mit der Opposition sprechen zu müssen.

Brexit Ja-aber-Mentalität:

Wir beobachten Parlamentarier, die…

  • … sich aus komplexen Optionen einen einzelnen Aspekt herauspicken, der ihnen nicht passt und deswegen die ganze Option ablehnen.
  • … vor lauter Fokussierung auf ihre Abers hinnehmen, dass es gar keine Lösung gibt.

Die systemmischen Zusammenhänge, die zur aktuellen Brexit- Situation führten, kreieren wir jeden Tag selbst in unseren Unternehmen, Behörden und politischen Debatten. Insofern können wir den Brexit durchaus als (unangenehmen) Blick in den Spiegel ansehen.

14.05.2019

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