Ein Beispiel aus dem Teamcoaching – Narzisstische Kollegen

Team

Der (negative) Einfluss narzisstischer Kollegen

In einem unserer letzten Teamcoachings zeigte sich, dass eine Person stark narzisstisch geprägt ist und dieser Umstand das Team regelmäßig „sprengt“. Die Persönlichkeitsprägung dieser einen Person – nennen wir sie N – hat weitreichende Folgen für das ganze Team. Im Teamcoaching ließ sich das gleich an mehreren Aspekten beobachten:

  • Keiner traute sich in Diskussionen konträre Meinungen (zu N) zu vertreten.
  • Einige Teammitglieder bemühten sich auffallend um N ’s Wohlwollen.
  • Über Abwesende wurde viel negativ und abwertend gesprochen – stets befeuert durch N.
  • Fast jeder hatte Angst vor Ausschluss und Mobbing, welches -bekannt für alle- von N gesteuert wird.

Auch mir als  Teamcoach fiel der Umgang mit N nicht leicht. Denn die für den Teamcoach typische Haltung der Allparteilichkeit kollidiert mit dem Freund-Feind-Schema von Narzissten.

Das Teamcoaching verlief über mehrere Tage, wobei N nicht an allen Tagen anwesend war. Die Anwesenden staunten bei N ’s Abwesenheit über die gänzlich andere Atmosphäre, die Leichtigkeit, das differenzierte Feedback und die ergebnisoffenen Diskussionen.

Gedanken zum besseren Umgang mit narzisstischen Kollegen

  • Narzissmus ist ein entwicklungspsychologischer Effekt.
    Vorwürfe und Schuldfragen führen daher nicht weiter.
  • Eine Prise Narzissmus kann unser eigenes Leben durchaus vereinfachen.
  • Personen, die stark narzisstisch geprägt sind, können durchaus lernen, ihren Narzissmus einzuhegen. Sie brauchen dafür jedoch vorab eine Problemeinsicht – und die kommt nicht von innen, die kann nur von außen via Feedback kommen. Das heißt, wir anderen sind gefragt!
  • Souverän und vernehmlich geäußertes Lob sowie Wertschätzung für tatsächliche Leistungen und Erfolge sind hilfreich. So lässt sich eine belastbare Beziehung auf Augenhöhe zum Narzissten aufbauen und pflegen. Daneben sind klare Grenzziehungen gegenüber dem Narzissten wichtig und dann auch möglich.
  • In Gruppengesprächen ist es wichtig, Themen auch differenziert zu diskutieren weg von schwarz-weiß und Freund-Feind-Schemata. Dafür kann jeder von uns eintreten.
  • Kontraproduktiv sind: Grenzüberschreitungen des Narzissten hinzunehmen, eine das-ist-doch-nicht-so-schlimm-Haltung, das-geht-vorüber-Hoffnungen hegen, Freund-Feind-Denken zuzulassen, überhöhte Ich-Ansprüche zu akzeptieren als auch jegliches narzisstische Verhalten als persönlichen Stil zu tolerieren.

Narzisstische Kollegen durch Beförderung loswerden?

Mit Entsetzen haben wir vernommen, dass sich N auch im Nachwuchsführungskräfte-Pool des Unternehmens befindet, und so der Weg zu einer Karriere als Führungskraft geebnet ist. In diesen Pool gelangen Bewerber nur über ein Auswahlprocedere mit Gesprächen und Assessment Center. Auf Nachfragen berichtet die Teamleiterin, dass N auf Empfehlung eines anderen Abteilungsleiters in ihr Team versetzt wurde. Nachdem die Teamleiterin realisiert hatte, wen sie sich mit N „eingefangen“ hat, stellt sie den betreffenden Abteilungsleiter zu Rede. Dieser gab offen und grinsend zu, dass er die positive Empfehlung nur gegeben habe, um N loszuwerden.

Ist das ein verantwortlicher Umgang mit narzisstische Kollegen? Was bleibt, ist ein Team, in dem durch das ungebremste Wirken von N ein hohes Niveau an psychischem Stress Alltag ist. Negative Folgen für Leistungs- und Veränderungsfähigkeit des Teams sowie für die Gesundheit der betroffenen Kollegen sind naheliegend. Darüber hinaus besteht die Aussicht, dass narzisstische Kollegen wie N eines Tages eine Führungsrolle erlangen und sich so Narzissmus in der Organisation ausbreiten kann.

Narzissmus in der Organisation eindämmen

Es macht also Sinn, narzisstisches Verhalten innerhalb einer Organisation einzudämmen. Dafür ist es erforderlich, Kompetenz, Transparenz, ehrliches Feedback und Problemwahrnehmung systmatisch zu fördern. Hilfreich können folgende Fragen sein:

  • Wie können Führungskräfte und Personaler kompetent gemacht werden, um narzisstische Prägungen identifizieren zu können?
  • Wie lässt sich ein geschützter Rahmen schaffen, in welchem ein Feedback über narzisstisches Verhalten – mit dem Ziel der Selbsteinsicht und der anschließenden Bearbeitung des Narzissmus – möglich wird?
  • Wie lässt sich bereits im Auswahlprozess identifizieren, dass bestimmte Kandidaten narzisstisch geprägt sind und so deren Aufstieg verhindern?
  • Welche Konsequenzen sind möglich, wenn Personen mit Auswahlverantwortung sich mit der Strategie des Weglobens eines narzisstischen Teammitgliedes entledigt und so das Problem innerhalb der Organisation nur verschiebt?
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