Dysfunktionale Kommunikationsmuster in Gruppendiskussionen

Team

Oft beobachten wir im Gruppendiskussionen, vor allem bei heiklen Themen, dass die Diskussionsteilnehmer Schwierigkeiten haben mit voller Aufmerksamkeit dem Gespräch zu folgen. Ursache dafür ist jedoch nicht mangelndes Interesse an der Diskussion, sondern eine wachsende Unruhe beim Warten darauf, dass sie endlich zum Zuge kommen.

Die Aufmerksamkeit wird hierbei absorbiert durch Gedanken wie:

  • Wann bin ich dran? / An welcher Stelle kann ich in die Diskussion einsteigen?
  • Hoffentlich kommt mir niemand zuvor!
  • Was will ich sagen? – Welche Argumente und Formulierungen sollte ich wählen?

Dieses einerseits logische Verhalten der Gesprächsteilnehmer reduziert andererseits ungewollt die Qualität der Gruppendiskussion. Die Teilnehmer sind mehr mit ihren eigenen Gedanken als dem Gespräch beschäftigt. Die Folgen:

  • Oft nehmen Diskussionsbeiträge wenig Bezug aufeinander.
  • Gesprächsbeiträge und Aspekte werden zwei- oder dreimal wiederholt, da Teilnehmer nicht mit voller Aufmerksamkeit zuhören, was schon gesagt wurde.
  • Wortbeiträge werden zudem sehr lang, weil jeder alles loswerden will, wenn er denn mal dran ist und das Wort hat.

Entwicklung von wiederkehrenden
Kommunikationsmustern in beständigen Gruppen

In festen Gruppen etablieren sich zudem häufig wiederkehrende Kommunikationsmuster. Ein Kommunikationsmuster beschreibt eine schematisch wiederkehrende Sequenz

  • A: handelt kommunikativ (redet, schweigt, Mimik, Gestik)
  • B: reagiert darauf

welches sich immer wieder wiederholt. Dieses ist gerade für Unbeteiligte sehr gut beobachtbar. In einem fiktiven 5er-Team zum Beispiel sind die Personen A, B und D eher laute Diskussionsteilnehmer und haben einen hohen Gesprächsanteil. Hingegen verhalten sich die Personen C und E eher still und ergreifen selten das Wort. Da jeder um das (immer gleiche) Kommunikationsmuster weiß, laufen Diskussionen häufig gleich ab und Personen C und E werden selten in das Gespräch einbezogen.

Um die Qualität von Gruppendiskussionen zu steigern, kann es von Vorteil sein, solche eingefahrenen Kommunikationsmuster zu durchbrechen. Zu diesem Zweck möchten wir hier eine alternative Möglichkeit, Gruppendiskussionen zu führen, vorstellen: Reden im Kreis.

Durchbrechen fester Kommunikationsmuster: Reden im Kreis

vorher festgelegter Reihenfolge, nacheinander dran. Jeder Teilnehmer darf allerdings pro Runde nur einen Aspekt nennen. Danach hat der Nächste das Wort. Es gibt so viele Runden, bis niemand mehr etwas zu sagen hat. Wer nichts mehr beizutragen hat, kann das Wort einfach unkompliziert an den Nächsten weitergeben.

Die Vorteile dieser Art der Gruppendiskussionen sind:

  • Jeder kommt dran und kann sich äußern. Niemand muss seinen Platz in der Diskussion erkämpfen.
  • Es ist für alle absehbar wer wann dran ist.
  • Lange Monologe einzelner Teilnehmer werden verhindert, da jeder pro Runde nur einen Aspekt beitragen darf.
  • Da jeder Einzelne nur immer einen Aspekt nennen darf, braucht das Zurechtlegen von Formulierungen weniger Zeit pro Runde und die Gruppenmitglieder haben mehr Kapazitäten, den Anderen und ihren Argumenten zu folgen.

In unserer Arbeit als Teamcoaches haben wir bei Gruppendiskussionen im Kreis oft erlebt, dass es dabei nach zwei, drei Runden immer mehr in die Tiefe geht und die Qualität der Gesprächsbeiträge signifikant zunimmt. So versuchen wir dysfunktionale Kommunikationsmuster in Gruppendiskussionen aufzulösen.

21.02.2019

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