Wir unterscheiden bei Unternehmensnachfolge drei Dimensionen: die faktische, die organisationale und die systemische. Zumeist wird nur die faktische in Betracht gezogen. Inhaber-geführte Unternehmen stehen irgendwann einmal vor der Situation der Unternehmensnachfolge. Regelmäßig irritiert uns, wenn darüber einseitig gesprochen und geschrieben wird. Da wird auf den Notfallkoffer verwiesen, über die gesellschaftliche Relevanz des Themas philosophiert oder zuweilen gar mit erhobenem Zeigefinger „Denken Sie daran!“ gemahnt. In vielen Fällen geht das an der Lebenswirklichkeit einer Unternehmerin / eines Unternehmers vorbei.

Unternehmensnachfolge: Situation gleicht einem Würfel

Unser Blick auf die Unternehmensnachfolge lässt sich mit einem Würfel vergleichen. Um einen konkreten Punkt im Würfel, d.h. die Situation eines konkreten Unternehmensnachfolge-Falls, zu beschreiben, bedarf es dreier Koordinaten entsprechend den drei Dimensionen des Würfels.

3 Dimensionen der Unternehmensnachfolge

  1. Die faktische Dimension: Steuerrecht, Finanzen, Unternehmensbewertung, Gesellschafter(anteile), rechtliche Gestaltung.
  2. Die organisationale Dimension: Geschäftsprozesse, Organisationsgestaltung, Geschäftsmodell, Differenzierungsmerkmale, Zielgruppe u.a.m.
  3. Die systemische Dimension: Beteiligte und ihre persönlichen Entwicklungen, Sinnfragen, Unternehmenskultur, (familiäre) Beziehungen und Konflikte.

Häufig sind mehrere Fragen aus zwei oder gar drei Dimensionen eng miteinander verwoben. Es bestehen Abhängigkeiten oder Wechselwirkungen über die drei Dimensionen hinweg. So kann eine Klärung / Problemlösung in einer Dimension, eine Klärung in einer anderen Dimensionen voraussetzen.

Dazu ein Beispiel: Der Unternehmen hat zwei Kinder. Es fehlt an Klarheit, wer von beiden (oder beide?) übernehmen soll. Das gehört zur faktischen Dimension. Hinderlich für eine Lösung sind Spannungen zwischen den Geschwistern und die sprachlose Sorge der Eltern, ein Kind könne zu kurz kommen. Das gehört zur dritten Dimension. Erst die Lösung der letztgenannten Problematik ermöglicht eine sinnvolle Lösungsgestaltung der ersten Dimension.

Und noch ein Beispiel: Der Senior „kann nicht abgeben“ (dritte Dimension), was den erklärten Junior ärgert. Erst nachdem die Geschäftsprozesse soweit verändert wurden (zweite Dimension), dass sie und damit das Unternehmen unabhängig vom Senior laufen,  löst sich der Knoten und der Senior „kann loslassen“. In der Rückbetrachtung erscheint das Nicht-loslassen-können des Seniors sogar als äußerst wichtig, weil es ein Symptom für ungeklärte Themen war.

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